Die wichtigsten Gebiete Italiens
Vom Alpenrand im Norden bis in den Süden Siziliens erstrecken sich die Weinberge Italiens auf rund 695‘000 Hektaren. Kleine Parzellen bis hoch in die Bergtäler hinauf, Rebberge wie Teppiche über den sanften Hügeln Mittelitaliens und in den weiten Ebenen Süditaliens. Entsprechend gross ist darum auch die Vielfalt der Weine. Ob Klassiker oder Geheimtipp - das Italien-Sortiment der SCHULER St. Jakobskellerei präsentiert Ihnen eine attraktive Auswahl aus den wichtigsten Anbaugebieten.
Piemont – Italiens Region mit den meisten DOP-Weinen
Die Weinberge des Piemont liegen im Monferrato-Bergland rund um Asti. Doch wer vom Piemont spricht und an Wein denkt, sagt «Barolo». Wer sich etwas besser auskennt, erwähnt noch den Barbaresco. Diese beiden «B» bringen Weinfreundinnen und Weinfreunde in aller Welt zum Schwärmen. Sie sind der Inbegriff für Weine aus dem Piemont.
Über 85% aller Weine stammen aus DOC- und aus DOCG-Gebieten. In der Weinregion am Fusse der Berge sind weit über hundert Rebsorten zugelassen. Viele davon sind autochthon. Von den knapp 70‘000 Hektaren Rebberge sind über 50% mit Barbera bepflanzt, je 10% mit Dolcetto- und Moscato-Trauben, 6% mit Freisa und lediglich 3% mit Nebbiolo, der Grundlage für Barolo und Barbaresco. Die wichtigste Weissweintraube ist der Moscato, die Basis des Moscato d’Asti und des Schaumweins Asti Spumante. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die stillen und trockenen Weissweine – namentlich Gavi aus der Sorte Cortese und auch die zeitweise fast verschwundene Arneis.
Venetien: Prosecco, Soave und Amarone – ein illustres Trio
Mit rund 80‘000 Hektaren Rebland und 9,7 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr ist Veneto eines der bedeutendsten Gebiete Italiens. Es erstreckt sich zwischen Gardasee im Westen und Venedig im Osten und zwischen Dolomiten am Alpenrand und Po im Süden.
Im Westen, am Ufer des Gardasees, liegt das Gebiet des Bardolino. In der Regel ein leichter Rotwein, gekeltert aus den Traubensorten Corvina bzw. Corvinone, Rondinella und Molinara. Immer häufiger sind jedoch auch facettenreiche und kräftige Rotweine mit Tiefgang und dennoch mit der typischen Fruchtigkeit anzutreffen.
Etwas weiter östlich, im Hinterland von Verona, folgt das Valpolicella. Drei Weine sind es, welche hier von Bedeutung sind: Valpolicella, Ripasso und Amarone. Letzterer hat es zu Weltruhm gebracht. Nach der Jahrtausendwende ist er zu einem der erfolgreichsten italienischen Superweine geworden.
Im östlich von Verona gelegenen Soave wird der bekannteste Weisswein Venetiens angebaut. Aus der Garganega-Traube bereitet, erfreut er mit einem samtig-sanften Aroma. Und schliesslich ist das Veneto auch die Heimat des berühmten Prosecco. Im Hügelgebiet um Conegliano entsteht der Valdobbiadene Prosecco – ein äusserst beliebter Schaumwein, erfrischend, geschmeidig mit filigranen Fruchtnoten.
Emilia-Romagna – Schlaraffenland und Feinschmecker-Paradies
Von Piacenza im Nordwesten bis Rimini an der Adria erstreckt sich ein gesegneter Landstrich, der dem Begriff Schlaraffenland schon sehr nahe kommt. Hier kommt der Parmaschinken her, der würzige Parmesan, Mortadella, Balsamico di Modena, Pasta Bolognese, Tortellini und Ravioli sowieso. Die Region ist ein wahres Feinschmecker-Paradies. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Emilia-Romagna auch eine der bedeutendsten Weinbauregionen Italiens.
Über 60‘000 Hektaren stehen in diesem Weinbaugebiet unter Reben. Die Rebberge sind vornehmlich in der Poebene und an den hügeligen Ausläufern des Apennins anzutreffen. Jährlich werden im Durchschnitt um die 6,6 Mio. Hektoliter Wein bereitet. Erzeugt wird sowohl Rotwein, Roséwein als auch Weisswein. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass der erste DOCG eingestufte Weisswein Italiens aus der Emilia-Romagna stammt. Gekeltert wird er aus der Sorte Albana. Die weiteren wichtigen Weissweinsorten sind Malvasia, Moscato Bianco und Sauvignon Blanc. Rotweine werden aus der allgegenwärtigen Sangiovese di Romagna, Barbera, Bonarda und Pinot Nero bereitet. Aus der Lambrusco-Traube der berühmte, spritzige Schaumwein Lambrusco.
Toskana – macht Lust auf mehr
Kunst, Kultur und Kulinarik – diese 3 «K» sind in der Toskana omnipräsent. Besonders eindrücklich wird dies in Hauptstadt Florenz gewahr. Sie ist die Wiege der italienischen Renaissance. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert brachte die Stadt eine ganze Reihe von grossartigen Zeitgenossen hervor. Dante und auch Michelangelo wurden hier geboren. Europas reichste Kunst-Epoche begann in Florenz, als der Baumeister Brunelleschi den Dom mit seiner hohen Kuppel fertigstellte.
Die Toskana mit ihren malerischen Ortschaften, sanften Hügeln und ihren traumhaften Weingärten ist stets einen Besuch wert. Sie macht Lust auf mehr – genau wie ihre köstlichen Weine. Das Weinbaugebiet umfasst heute rund 70‘000 Hektaren Rebfläche. Produziert werden im Durchschnitt rund 1,6 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr, wovon rund 90% Rotweine sind. In den zentralgelegenen Hügeln – im eigentlichen Chianti Classico Gebiet – sind die Voraussetzungen für Spitzenweinbau besonders günstig. Neben dem in aller Welt bekannten Chianti gibt es ein paar weitere hochangesehene Weinnamen. Beispielsweise jene aus dem Hügelstädtchen Montalcino südlich von Siena. Der Brunello di Montalcino gilt heute als einer der absoluten Top-Prestigeweine Italiens. Ebenfalls berühmt ist das Anbaugebiet des Vino Nobile di Montepulciano in der Zone des Colli Senesi oder das kleine Gebiet von Carmignano in der Zone des Chianti Montalbano. Grundlage aller Rotweine der Toskana sind die Trauben der Sangiovese-Rebe. Sie bringt den Weinen Kraft und Duft. Beim Chianti kommt die rote Canaiolo dazu und die weissen Sorten Trebbiano und Malvasia. Eine besonders leckere Weissweinspezialität aus der Toskana ist der trockene, sehr lebhafte Vernaccia di San Gimignano und der Süsswein Vin Santo.
Südtirol/Trentino – Klasseweine diesseits und jenseits der Sprachgrenze
Politisch bilden die beiden Provinzen an der Etsch, Bozen und Trento (Trient), eine etwas erzwungene Einheit. Rom hat sie in der Region Trentino-Alto Adige vereinigt. Aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit. Die Ausnahme bilden einige Traubensorten, die diesseits und jenseits der Salurner Klause heimisch sind. Sonst aber wollen die deutschsprechenden Südtiroler und die italienischsprechenden Trentiner ebenso wenig in einen Topf geworfen werden wie die Neapolitaner und die Florentiner.
Mit 14‘000 Hektaren hat das Gebiet fast gleichviel Reben wie die ganze Schweiz. Im Jahresdurchschnitt werden hier rund 1,3 Millionen Hektoliter Wein bereitet.
Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass über 98% der gesamten Fläche als DOP klassifiziert ist. Das Südtirol nimmt in dieser Hinsicht einen unangefochtenen Spitzenplatz ein. An den steilen Hängen oder kleinen Terrassen der vielen Täler trifft man auf verschiedenste Traubensorten und Weinstile. Da gibt es den weissen, hocharomatischen Gewürztraminer, körperreiche Cabernet Sauvignon und die vielen Rotweine aus Vernatsch und Lagrein. Degustiert man sich etschabwärts, dann gerät man immer wieder an grossartige Rotweine. Hochklassige Merlots und Cabernets von atemraubender Wucht. Auch traumhaften Blauburgunder, manche eher maskulin und tanninbetont, manche weich und weiblich wie die besten Burgunder.
Abruzzen – geografische und önologische Höhen und Tiefen
Geografisch gehören die Abruzzen noch zu Mittelitalien, als südlichste und zugleich gebirgigste Region. Die Apenninen erreichen hier ihren Kulminationspunkt auf dem Gipfel des 2912 Meter hohen Gran Sasso d’Italia und bedecken zwei Drittel der Provinz.
Die rund 34‘000 Hektaren Rebfläche verteilen sich zwischen den Sandstränden der Adria und dem Apenninen-Gebirge. Abruzzen ist ein sehr ertragreiches Gebiet und produziert im Durchschnitt 2,8 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr.
Wichtigste Traubensorte ist die Montepulciano d’Abruzzo. Sie zeichnet sich aus durch robuste Struktur, tief rubinrote Farbe, kräftiges Tannin und angenehme Rundheit. Die vier Provinzen Teramo, Pescara, Chieti und L’Aquila unterscheiden sich durch ihr Klima, Boden und vor allem durch die Präsenz einiger prägender Winzercharaktere. Höhen und Tiefen kennzeichnen nicht nur die Landschaft sondern auch die Qualität der Weine. Doch wer hier bei der Weinauswahl «den Weizen von der Spreu» zu trennen vermag, kann sich über ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis freuen.
Apulien – vom gehassten zum geliebten Wein-Meer
Apulien, am Stiefelabsatz Italiens, ist vom Klima verwöhnt wie wenige andere Regionen. Nach Sizilien und Venetien ist Apulien die drittgrösste Weinregion Italiens. Die gut 105‘000 Hektaren Rebland ergeben im Jahresdurchschnitt eine Produktion von 8,1 Millionen Hektoliter. Verständlich, dass die Produzenten lange Zeit mehr auf Quantität als auf Qualität setzten. Kritiker wiesen daher humorvoll daraufhin, dass Apulien «die Ferse des italienischen Stiefels sei – die Achillesferse»!
Doch in den letzten Jahrzehnten hat bei zahlreichen Winzern in Apulien ein Umdenken hin zum Qualitätsweinbau stattgefunden. Aus den Rebsorten Negroamaro, Malvasia Nera und Primitivo werden heute immer häufiger attraktive, vollmundige Weine mit viel Eleganz bereitet. Vor allem bei den Primitivo-Weinen gibt es herausragende Qualitäten zu entdecken.
Sizilien – Wein-Insel der Superlative
Die Insel Sizilien ist Italiens ergiebigstes Weinbaugebiet. Obwohl nur halb so gross wie die Schweiz, bringt sie auf 130‘000 Hektaren Rebland jährlich über 4,1 Millionen Hektoliter Wein hervor. Damit ist Sizilien punkto Quantität mit Abstand Italiens Nummer Eins. Ende der 1990er Jahre vollzog sich nach und nach auch in Sizilien bei so mancher Kellerei eine Abkehr von der Massenproduktion. Seit gut 20 Jahren wird auch in nachhaltige Produktionsmethoden investiert. Die Insel liegt inzwischen auch bezüglich biologischem Weinbau in ganz Italien an der Spitze. Dass der sizilianische Weinbau durchaus zu Höhenflügen fähig ist, beweisen die Auszeichnungen, welche der italienische Weinführer „Gambero Rosso“ Jahr für Jahr an die Besten ihres Fachs verleiht.
Mit über 60% dominiert die Produktion von Weisswein. Am weitaus verbreitetsten ist die Catarratto-Traube, welche die Basis für den Süsswein Marsala bildet. Schätzungen zu Folge sind über 40‘000 Hektaren mit dieser Rebe bestockt. Ebenfalls Bestandteil des Marsala ist die Grillo-Traube. In jüngerer Zeit wird sie jedoch auch erfolgreich trocken ausgebaut und ergibt sehr fruchtige, aromareiche Weissweine. Und schliesslich noch die Inzolia. Sie ist eine der ältesten Weissweinsorten auf Sizilien und verleiht vor allem Cuvées ein nussiges Aroma und ein ausgeglichenes Verhältnis von Säure und Süsse.
Wichtigste Rotweintraube ist die Nero d’Avola. Aus ihr werden dunkelfarbene, üppige und mineralische Weine gekeltert. Am zweithäufigsten wird die Nerello Mascalese angebaut. Sie verleiht den Weinen Komplexität und Gehalt. Aromen von roten Früchten und Alterungspotenzial.