«VIEL KRAFT GIBT MIR, DASS SEIT EIN PAAR JAHREN SOHN PHILIPPE KRÄFTIG MITZIEHT. DAS STÄRKT!»
Jakob Schuler
Rückblickend betrachtend, mit der reichen Erfahrung von über 50 Jahren im Weingeschäft – was würden Sie heute anders machen?
Jakob Schuler: «Ich würde mir noch mehr Zeit nehmen für den direkten Kontakt mit unseren Kunden. Das war und ist immer eine Bereicherung. Leider habe ich dies im Verlaufe der Jahre – mit dem Anwachsen des Unternehmens – etwas vernachlässigt; denn ich dachte, die Arbeit im Büro sei wichtiger, was aus heutiger Sicht völlig falsch war und ist. Diese Fehleinschätzung bedaure ich ab und zu.»
Was ist Ihr schönstes Weinerlebnis?
Jakob Schuler: «Da gibt es nicht nur ein Weinerlebnis, es sind zahlreiche – dramatische, feierliche, überraschende, lustige, genüssliche und ergreifende Momente. Dramatisch war, als mein Bruder Toni und ich im Bordelais mit unserem Mietwagen in einem Strassengraben tief im Schlamm gelandet sind. Ein Winzer vom angrenzenden Weinberg hat uns dann mit seinem Traktor wieder «auf die Beine gestellt». Feierlich waren die Bankette mit jeweils 100 SCHULER-Kunden auf Château Clarke mit Baronne Nadine und Baron Edmond de Rothschild als Gastgeber. Überraschend war, als wir 2014 zum «besten Weinhaus Europas» ausgezeichnet wurden. Lustig war Victor Giacobbo als Kellner bei unserem 300-Jahre-Jubiläumsbankett. Genüsslich waren immer die einfachen Gerichte der Navarreser Küche – Lamm, Gemüse und viel Knoblauch. Ergreifend war der Empfang der Ehrenmedaille, die ich vom damaligen Maire de Bordeaux, Alain Juppé, im Bordolaiser Rathaus entgegennehmen durfte.»
Was wären Sie gerne geworden, wenn Sie nicht ins Weingeschäft eingestiegen wären?
Jakob Schuler: «Gastgeber. Das hat mich immer angesprochen und das wäre ich geworden, wenn ich nicht im eigenen Familienunternehmen hängen geblieben wäre. Gastgeber in einem Hotel mittlerer Grösse, wo man jeden Gast noch persönlich kennt. Das mache ich im nächsten Leben!»
Woher schöpfen Sie auch mit 75 noch so viel Kraft und Energie?
Jakob Schuler: «Soviel Energie wie früher ist es leider nicht mehr. Viel Kraft gibt mir, dass seit ein paar Jahren Sohn Philippe kräftig mitzieht. Das stärkt. Im Übrigen bin ich dem Herrgott dankbar, dass ich jeden Morgen selber aus dem Bett komme. Und noch viel dankbarer bin ich, dass ich immer noch so viel zu tun habe: Kundenkontakte und reger Austausch mit den Verantwortlichen auf unseren Weingütern im Wallis, in der Toskana und in Armenien. Ich glaube, dass diese Aufgaben und auch die tägliche Hemina Wein – ausser in der Fastenzeit – mich bisher vor dem Verfall geschützt haben.»